Gruppe 3 (14- bis 18-Jährige)
Wie sieht eine Behandlung in der Tagesklinik aus?
Die tagesklinische Behandlung der 14- bis 18-jährigen Jugendlichen erfolgt in einer gemischt-geschlechtlichen Gruppe von acht Jugendlichen. Im Aufnahmegespräch wird mit dem / der Jugendlichen und seiner / ihrer Familie ein Behandlungsvertrag geschlossen, in dem der / die Jugendliche mindestens drei Ziele für die Behandlung festlegt. An diesen Zielen wird er / sie mit Unterstützung seiner Familie und des Behandlungsteams arbeiten.
Die Behandlung erfolgt in einem Team, das aus verschiedenen Berufsgruppen besteht: drei Diplomsozial- oder -heilpädagogInnen, einer Fachärztin für Kinder- und Jugendpsychiatrie, einer Diplompsychologin, einem Gestaltungstherapeuten, zwei Sonderschullehrerinnen und einer Diplomsozialarbeiterin.
Wie kommt ein Jugendlicher in die tagesklinische Behandlung?
Alle
Jugendlichen und ihre Familien haben sich mit ihren Schwierigkeiten und
Problemen bereits in der Ambulanz vorgestellt. Wenn sie, gemeinsam mit
der Familie und dem Ambulanztherapeuten, zu dem Schluss gekommen sind,
dass eine Behandlung in der Tagesklinik hilfreich sein könnte, wird ein
Kennenlerntag vereinbart. Der / die Jugendliche hat so die Möglichkeit,
einen Behand-lungstag in der Tagesklinik mitzu-erleben und zu überprüfen,
ob diese Art der Behandlung für ihn / sie vorstellbar ist. Wenn alle
Beteiligten nach dem Kennenlerntag zu dem Ergebnis kommen, dass eine
Behandlung sinnvoll und notwendig ist, wird der Jugendliche auf die
Warteliste gesetzt. Sobald ein Behandlungsplatz frei ist, erfolgt die
Aufnahme.
Wesentliche Bestandteile des Behandlungskonzeptes für die Jugendlichen sind:
- therapeutische Bearbeitung der zur Aufnhame führenden Schwierigkeiten
- Einüben von sozialen Kompetenzen (sich im Umgang mit der Gruppe üben und erleben, wie sich die Konfliktfähigkeit verbessert)
- Förderung der Selbstständigkeit und das Erlernen von eigenverantwortlichem Handeln
- Hilfestellung bei der Entwicklung von Zukunftsperspektiven (Lebensgestaltung, schulische Perspektiven, Praktika etc.)
- Verstehen und Klären der Familiendynamik
- Unterstützung bei der Persönlichkeitsentwicklung
Jeder/jede Jugendliche hat ein- bis zweimal pro Woche Einzeltherapie, hinzu kommen therapeutische Gruppenangebote.
Einmal
in der Woche findet die Jugendkonferenz statt. Hier werden
gemeinschaftlich Entscheidungen getroffen (z. B. Ausflugsziele,
Ferien-planung, Kochen etc.), Gruppenkon-flikte besprochen und
Informationen ausgetauscht. In der wöchentlich stattfindenden
Sozigruppe (Soziales Kompetenztraining) lernen die Jugendlichen, sich
im Gespräch auf spielerische und kreativ-gestaltende Weise mit
Jugendthemen (Drogen, Sexualität, Umgang mit Geld ...) auseinander zu
setzen.
Die Jugendlichen werden in der Außenstelle der Johann-Christoph-Winters-Schule (Schule für Kranke, Außenstelle Pionier-straße) auf dem Klinikgelände beschult.
Die Unterstützung der Familien besteht in regelmäßigen familientherapeutischen Gesprächen, in denen es darum geht, die Jugendlichen mit ihrer Familie kennen zu lernen und neue gemeinsame Wege zur Lösung der oftmals über lange Zeit bestehenden Probleme zu erarbeiten. Zusätzlich finden auch pädagogische Elternberatungsgespräche statt.
Ein weiteres Angebot der Tagesklinik besteht in der Unterstützung und Beratung zu Fragen von Jugendhilfemaßnahmen. In Einzelgesprächen haben die Jugendlichen hier die Gelegenheit, sich über Möglichkeiten der Jugendhilfe und ihrer beruflichen Perspektiven zu informieren. Sie werden dabei in ihren sozialen Kompetenzen und ihren lebenspraktischen Fertigkeiten gefördert.
Für uns ist es wichtig, dass sich der / die Jugendliche und seine / ihre Familie freiwillig zur Behandlung entschließen, denn nur so können all unsere Angebote sinnvoll genutzt werden. Dabei ist eine wesentliche Voraussetzung, dass das Behandlungsangebot als "Gesamtpaket" (Schule, Gruppenleben, Therapien, Familiengespräche etc.) angenommen wird.